Das Volkshilfe Seniorenzentrum Landl ist Teil eines außergewöhnlichen Projekts im Bereich Robotik. Wir heißen Pepper willkommen – einen humanoiden Roboter, der den Pflegealltag unterstützt.
Kooperationspartnerin für das Projekt ist die HTL Leonding mit besonderem Schwerpunkt für Informatik und Robotik. Die Schüler:innen, die diesen Zweig besuchen, haben schon einige Wettbewerbe gewonnen. Der Schwerpunkt Robotik wird von der Linzer Fabasoft GmbH gesponsert. So gibt es auch ein Roboter-Fußballteam mit internationaler Wettbewerbserfahrung – die „Fabasoft RoboDucks“.Im Herbst 2021 beschloss die HTL Leonding, ein Projekt zur Erforschung der Unterstützung hochbetagter Menschen durch Roboter zu starten. Diese Entscheidung wurde vor dem Hintergrund der langjährigen Diskussion über dieses Thema getroffen. So wurde Pepper angeschafft. Dabei handelt es sich um einen humanoiden (menschenähnlichen) Roboter, der 120 Zentimeter groß ist, ein kindliches Aussehen hat, sprechen und seinen Kopf, die Arme und den Oberkörper bewegen kann. Mit seinen sympathischen großen Kulleraugen zieht er die Gesprächsparter:innen in seinen Bann. Zur praktischen Umsetzung des Projekts wurde ein:e Partner:in mit Erfahrung in der Pflege und Betreuung von Senior:innen gesucht und mit dem Volkshilfe Seniorenzentrum Landl der Volkshilfe Steiermark gefunden.
Das Projekt „Unterstützung des Pflegepersonals durch einen humanoiden Roboter namens Pepper“ begann mit einem Kick-off-Meeting am 25. April 2022 mit der erweiterten Volkshilfe-Geschäftsführung in Graz. Als klares Ziel wurde festgelegt: Pepper soll das Pflegepersonal in der Betreuung unterstützen und betagten Menschen „Gesellschaft leisten“. Er begleitet die Mitarbeiter:innen der Seniorenbetreuung bei Sitztänzen, Bewegungsgeschichten, macht mit den Bewohner:innen kleine Übungen zum Gedächtnistraining, führt gemeinsam mit ihnen Rechenaufgaben, Wortsuchspiele und vieles mehr durch.
„Ein Team von derzeit drei Schülern (Christoph Moosbrugger, Danijel Pejić und Florian Ster) programmiert Pepper für diesen Einsatz. Die Schüler:innen und zwei Lehrer waren im Vorfeld bei uns im Seniorenzentrum Landl. Umgekehrt besuchte ein Team des Pflegeheims die HTL Leonding und überzeugte sich vom Fortschritt des Projekts. Das war für alle Beteiligten sehr spannend, weil doch beide Welten – Pflege und Informatik – sehr unterschiedlich sind“, führt Ingrid Bauer, Haus- und Pflegedienstleiterin Seniorenzentrum Landl, aus. Die Begegnungen wurden von allen Seiten sehr positiv aufgenommen. „Es ist schön, an einem Projekt mitwirken zu können, welches nicht ausschließlich mit Technik zu tun hat sowie Menschen, die bisher wenig mit Computern und Robotern zu tun hatten, diese Welt näherbringen zu können“, zeigt sich einer der Schüler stolz.
„Als HTL Leonding ist es uns besonders wichtig, dass unsere Schüler:innen realitätsnahe Schulprojekte machen. Dieses Projekt mit spannenden Anforderungen, gepaart mit einem sehr wertschätzenden Projektpartner, ist dafür ein wunderbares Beispiel“, sagt Dietmar Steiner, Lehrer an der HTL Leonding. Am 29. Juni 2023 war es dann so weit: Pepper kam für seinen ersten Einsatz ins Seniorenzentrum Landl. Das Schüler:innen-Team nahm Pepper in Betrieb und schulte die Mitarbeiter:innen intensiv ein. Am Nachmittag kam es dann zu ersten Begegnungen zwischen den Bewohner:innen und Pepper.
Zukunftsperspektiven Die Ferienzeit wird Pepper im Seniorenzentrum Landl verbringen und den Bewohner:innen die Zeit vertreiben. Die dabei gewonnenen praktischen Erfahrungen sollen Ausgangspunkt für Verbesserungen und neue Einsatzmöglichkeiten bieten, welche ab Herbst in der HTL programmiert werden sollen. Bei aller Technikbegeisterung: Pepper ist immer noch ein Roboter, der menschliche Interaktion nicht ersetzen kann. Nur ein Beispiel ist die professionelle emotionale Unterstützung, die von unseren Mitarbeiter:innen geleistet wird: Menschen sehnen sich nach zwischenmenschlicher Verbindung, Einfühlungsvermögen und emotionalem Beistand, insbesondere in schwierigen Situationen. Hier kann der Roboter nicht die gleiche emotionale Tiefe bieten wie ein menschliches Gegenüber. Darüber hinaus erfordern viele Aufgaben in der Altenbetreuung komplexe Fähigkeiten und Fachwissen. Diese Aufgaben erfordern menschliche Fachkenntnisse, Erfahrung und Urteilsvermögen, die Pepper nicht besitzt. Es ist erstaunlich, wozu die heutige Technik bereits imstande ist. Ersetzen kann Pepper unsere engagierten Pflegemitarbeiter:innen aber nicht. Hier und da im Seniorenzentrum mithelfen – das ist genau Peppers Aufgabe. Für alles andere brauchen wir Menschen mit Herz, die sich mit dem nötigen Feingefühl um unsere Bewohner:innen kümmern. Und das wird so bleiben.
Was kann Pepper? Pepper kann vieles, was Menschen auch können: Gespräche führen, Fragen beantworten, Spiele spielen. Er erinnert an Termine, tätigt Anrufe, kann Textnachrichten senden. Auch Unterhaltungsfunktionen aller Art hat der kleine Helfer am Schirm. Bewohner:innen, die mit der Bedienung von Geräten und Technologie Schwierigkeiten haben, können von Peppers Sprachfunktion profitieren. Was im Pflegealltag dazukommt: Pepper kann auch Vitalparameter messen und die Mitarbeiter:innen damit zu einem gewissen Grad entlasten.