Pastoralreferentin
Sie machen jede Woche Dienst im Haus und gehören doch weder zum Pflege- noch zum Infrastrukturpersonal des Seniorenzentrums Leoben: Birgit Dekorsi und Johannes Brandl sind „Leasing-Mitarbeiter:innen“ der anderen Art. Als Angestellte der Diözese Graz-Seckau ergänzen sie das lokale Team als Pastoralreferent:innen. Im Gespräch erzählen sie, was ihre Arbeit für sie selbst und andere besonders macht.
Birgit Dekorsi und Johannes Brandl begleiten Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern. „Begleitung heißt beides“, erzählt Johannes, „Lebensbegleitung und religiös-spirituelle Begleitung.“ In Anspruch nehmen können die Gesprächsangebote der zwei Pastoralreferent:innen alle Menschen – egal ob katholisch oder mit anderem Bekenntnis. Auf die Frage, wie sie die eigene Arbeit beschreiben würden, antwortet Johannes mit den folgenden zwei Worten: „Zeit schenken.“
Von dieser Zeit profitieren sowohl die Bewohner:innen als auch das Team des Seniorenzentrums Leoben, in dem die beiden schon eine Weile arbeiten. Ihr Vorteil als Pastoralreferent:innen, setzt Johannes fort, sei, dass sie in ihrer Funktion ganz wertfrei auf Bewohner:innen zugehen könnten. Von deren Geschichten würden sie erst nach und nach erfahren. Das sei dann wie in einem Bilderbuch zu blättern und ginge oft von der Geburt bis hin zum Tod. Tabuisiert in der Gesellschaft, spielt auch das Sterben eine Rolle in ihren Gesprächen. Manchmal auch in Form von Lebensmüdigkeit. Deprimierend sei ihre Arbeit deshalb aber keinesfalls. Im Gegenteil, sie sei emotional sehr berührend und schön. Man lerne immer wieder etwas von den begleiteten Menschen und das gemeinsame Lachen komme auch nie zu kurz.
Sowohl Birgit als auch Johannes verbinden mit ihrer Tätigkeit ganz besondere Erlebnisse. Birgit berichtet von einer an Demenz erkrankten Frau, die sich an viele Ereignisse und Personen aus ihrer Vergangenheit nicht mehr erinnern kann. „Umso schöner ist es“, meint die Pastoralassistentin, „dass sie sich jedes Mal an mich erinnern kann, wenn ich sie besuche.“
Die konkreten Inhalte der seelsorgerischen Gespräche bleiben vertraulich. Den Berichten von Birgit und Johannes zufolge nutzen Bewohner:innen die Gelegenheit häufig, um auch belastende Dinge loszuwerden. Das reicht von Erlebnissen des eigenen Lebens, über den Verlust von geliebten Menschen bis hin zur Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben. Das Wichtigste sei dann zuzuhören und den damit verbundenen Gefühlen einen Raum zu geben, bringen es die beiden auf den Punkt. „Die Aussagen so stehen lassen, sie nicht bewerten oder verstärken. Mitgefühl zeigen und Verständnis. Das ist meist alles, was es in dieser Situation braucht. Den Bewohner:innen das Gefühl geben, dass sie nicht alleine sind, wertgeschätzt werden und sie jemand zu verstehen versucht.“
Ein Erfolgsrezept also? „Unbedingt“, meint Hausleiter Harald Palmetzhofer. „Ansprache und Beschäftigung erhöhen die Zufriedenheit unserer Bewohner:innen.“ Birgit und Johannes resümieren: „Wenn Senior:innenanimation und Seelsorge gut Hand in Hand arbeiten, entlastet das auch das Pflegepersonal.“
20. April 2023