Bezirksverein Ausseerland-Salzkammergut

Humanitärer Einsatz an der EU-Außengrenze

Nach der Schließung der Balkanroute spielt sich an der bosnisch-kroatischen Grenze eine humanitäre Katastrophe ab. Tausende Menschen, darunter auch viele Familien mit Kindern sind Gewalt und menschenunwürdigen Lebensbedingungen ausgesetzt. Die Geflüchteten sind mittlerweile zum Spielball und Opfer einer unmenschlichen Asylpolitik geworden.
Steffi Machart vom Bezirksverein Ausseerland – Salzkammergut war schon einige Male in diesem Gebiet im Einsatz um geflüchteten Menschen zu helfen.
Im Folgenden berichtet sie von ihrem jüngsten Aufenthalt in Bosnien:

„Viele Flüchtlinge sitzen schon Monate oder Jahre in diesen Camps fest. Beim Versuch über die Grenze zu kommen, um in die EU zu gelangen, werden sie illegal nach Bosnien zurückgeschlagen. Dokumentationen belegen, dass dabei das europäische Recht auf Asyl eindeutig verletzt wird.

Diesen geschundenen Menschen durfte ich in verschiedenen wilden Camps im Raum Bihac helfen. Um diesen Einsatz durchführen zu können, bedurfte es einiger Hürden, da jede private humanitäre Hilfe für geflüchtete Menschen im Kanton Una-Sana verboten ist. Mit Hilfe der Organisation SOS Balkanroute bekam ich die Bewilligung mit dem Roten Kreuz Bihac eine Woche lang zu arbeiten und meine Erfahrungen als DGKP in der medizinischen Versorgung einzubringen.

Wertvolle Hilfe erhielt ich dankeswerterweise auch von der Volkshilfe Steiermark. Dafür ein großes DANKE!

Trotz der Bewilligung konnte ich aufgrund politischer Intervention zwei Tage das Team nicht begleiten. Ins Camp Lipa, von der IOM (Internationale Organisation für Migration) geführt – 25 Kilometer von Bihac entfernt, abgeschottet und streng bewacht in einem Waldgebiet - ließen sie mich am zweiten Tag nicht mehr hinein. Sie hatten anscheinend Angst, dass ich Bilder vom Lager mache, die die verheerende Situation dokumentiert hätten. Mir war lediglich gestattet, einen Tag an der Essensausgabe mitzuhelfen. 1500 Portionen Brot (Mittag und Abend) habe ich ausgegeben.

Gemeinsam mit dem Mobilen Team des Roten Kreuz Bihac fuhr ich mit einem PKW in verschiedene wilde Camps und zu Abbruchhäusern ins Grenzgebiet zwischen Bosnien und Kroatien. Das Team fährt regelmäßig diese Stellen ab und bringt Notwendiges zum Überleben. Etliche Standorte mit Menschen kamen an diesen Tagen dazu, wir speicherten uns mithilfe der Google Maps Daten diese Standorte ab, um sie wiederzufinden.

Meine Haupttätigkeit bestand in der medizinischen Versorgung von Wunden. Viele Flüchtlinge leiden außerdem an der Krätze, hier kann man aufgrund der hygienischen Umstände nur mehr den starken Juckreiz lindern. An die 900 juckreizstellende Tabletten musste ich ausgeben. Viele haben einfach nur Erkältungskrankheiten, sehr viele leiden unter Schmerzen infolge der oft tagelangen Fußmärsche.

Ich habe auch versucht jenes Lager, in dem Familien mit Kindern untergebracht sind, zu besuchen. Es befindet sich in der Stadt Bihac und beherbergt derzeit an die 250 Personen. Leider vergeblich. Auch eine namhafte Schweizer Hilfsorganisation, deren Vertreter ich getroffen habe, versucht es erfolglos schon seit Wochen.

Einen ganzen Tag durfte ich mit Muhammed, einem Kameramann des bosnischen Fernsehens, unterwegs sein. Er ist mit der Flüchtlingssituation bestens vertraut und nahm mich zu Hotspots in der Region mit. Nach acht Tagen in Bosnien hier mein Resümee: unglaublich hässliche Bilder, aber auch schöne Begegnungen mit dankbaren Menschen, die nur eines wollen, nämlich in Frieden und Freiheit zu leben!“

 

22. Juli 2021

Alle News