Bekämpfung von Kinderarmut

Volkshilfe fordert runden Tisch

Volkshilfe Direktor Erich Fenninger erneuert seine Forderung nach einer Kindergrundsicherung.

Wer schon vor der Krise mit wenig auskommen musste, kommt nun noch mehr in Bedrängnis: Alleinerziehende, Familien mit 3 und mehr Kindern, ältere alleinstehende Frauen, prekär Beschäftigte. Eine Volkshilfe-Befragung armutsbetroffener Familien zeigt, dass sich Corona auf 50% der befragten Familien finanziell negativ ausgewirkt hat.

Hier erleben ohnehin geringe Familieneinkommen zusätzliche Einbußen. Punktuelle Bonuszahlungen kommen in vielen Fällen zu spät und übersehen manchmal Härtefälle. Daher ist die Forderung nach einer Kindergrundsicherung jetzt dringlicher denn je.

Drei Viertel aller notwendigen Ausgaben für ein Kind gehen laut aktueller Erhebung der Schuldnerberatungen (asb) an Essen, Wohnen und Schule. „Wo sollen die Familien da noch sparen?“, fragt Ewald Sacher, Präsident der Volkshilfe Österreich und bekräftigt: „Die Zeit zu handeln ist jetzt“.

Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, fordert daher die Politik zu Gesprächen am Runden Tisch auf. „Es ist höchste Zeit sich zusammen zu setzen und gemeinsam zu handeln. Ich lade die Politik ein, sich unsere Forschungsergebnisse und Machbarkeitsanalysen zur Kindergrundsicherung genau anzusehen. Unsere intensive Forschung der letzten beiden Jahre belegt: Die Kindergrundsicherung wirkt. Der Testlauf in unserem österreichweiten Modellprojekt mit 23 Kindern hat uns Recht gegeben. Eine monatliche Unterstützung, gestaffelt nach Einkommen, kann die negativen Auswirkungen von Armut für ein Kind aufheben. Die Lösung steht also bereit. Und der Bedarf war nie größer“, so Fenninger.

Von einer Kindergrundsicherung würden besonders Haushalte mit Kindern bis zu einem Pro-Kopf-Nettoeinkommen von rund 2.000 Euro profitieren. Kinder von Eltern, die weniger als 827 Euro im Monat verdienen, hätten rund 320 Euro mehr für ihre Bedürfnisse zur Verfügung. Die Armutsgefährdungsrate der Gesamtbevölkerung würde sich um 3,5 Prozentpunkte verringern, jene der Unter-18-Jährigen um 9,3 Prozentpunkte. Und die Einkommen in Österreich wären gleicher verteilt.

Erich Fenninger begrüßt, dass nun auch die Caritas zur offenen Diskussion über eine bundesweite Kindergrundsicherung, wie sie vor 3 Jahren von der Volkshilfe entwickelt und mittlerweile auch erfolgreich erprobt wurde, aufgerufen hat. Durch eine Beschlussfassung im Nationalrat zur Einführung dieser nachhaltigen Teilhabesicherung, wäre Österreich als weltweit erstes Land in der Lage Kinderarmut endgültig abzuschaffen.

 

28. Oktober 2020

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