Einsatz im schlimmsten Flüchtlingslager Europas

Steffi Machart vom Volkshilfe Bezirksverein Ausseerland – Salzkammergut war in den letzen drei Monaten zweimal im Flüchtlingslager Vucjak im Einsatz. Unterstützt wurde sie von der Volkshilfe Steiermark, den Seniorenzentren der Volkshilfe sowie privaten Personen. Nach ihrer Rückkehr berichtete sie unter welch katastrophalen Bedingungen Flüchtlinge ausharren mussten.

Camp auf Mülldeponie
Seit Mitte Juni existierte das Camp Vuçjak auf dem abgelegenen Gelände der ehemaligen Mülldeponie von Bihać in Bosnien–Herzegowina, nur zehn Kilometer von der Stadt entfernt und nahe der kroatischen Grenze. Das Lager lag zwischen Minenfeldern aus dem Jugoslawien Krieg, ohne Strom und fließend Wasser. Zelte ohne feste Böden, fehlender Strom- und Wasseranschluss, keine sanitären Anlagen - das waren die Lebensbedingungen für die Bewohner des Lagers in Vucjak. Jetzt, auf Initiative der europäischen Union, wurde das Lager endlich geschlossen.

Hier ein Rückblick auf die unrühmliche Geschichte des Lagers Vujcak und den Einsatz von Steffi Machart vor Ort: Seit der weitgehenden Schließung der Balkanroute, hatte sich eine alternative Route über Bosnien, Kroatien und Slowenien etabliert. Von der kroatischen Grenzpolizei wurden schwere Menschenrechtsverletzungen gemeldet, die unter anderem auch in einem provisorischen „Lazarett“ behandelt wurden. Dort in einem Erste-Hilfe-Zelt arbeiteten Ärzte aus Österreich, Deutschland und Ungarn unterstützt von medizinischem Fachpersonal ehrenamtlich. Unterstützt wurde die Initiative auch von der Volkshilfe Oberösterreich, die einer der ersten Organisationen mit Sachspenden vor Ort war. Organsiert hat dies alles Dirk Planert, ein Journalist aus Deutschland, der „nicht wegschauen“ wollte.

Hier in diesem Zelt war Steffi Machart im September in unermüdlichem Einsatz. An die 150 – 200 Patienten mit schweren Wunden und vielen anderen Erkrankungen, die durch die katastrophale hygienische Lage verursacht wurden wie zum Beispiel Scabies (Krätze), wurden jeden Tag versorgt. Eine Woche nach Steffi Macharts Einsatz wurden ehrenamtliche Helfer verhaftet und anschließend des Landes verwiesen. Somit gab es seither keine medizinische Versorgung mehr im Camp.

Neuerlicher Einsatz im Camp
Ende November kehrte Steffi Machart zurück nach Vucjak, um wie sie erklärt „Solidarität zu zeigen, zu helfen wo es gerade notwendig war und vom Elend zu berichten“. Im zuständigen Kanton von Bihac -Uno- Sano ist jede humanitäre Hilfeleistung an Flüchtlingen verboten und so teilte Steffi Machart die notwendigen Medikamente heimlich aus. Dort traf sie auch auf haupt- und ehrenamtliche MitarbeiterInnen der Volkshilfe Oberösterreich und der Vereine „We help“ und „SOS Balkanroute“, die etliche LKW - Hilfslieferungen brachten. Am ersten Adventsonntag wurden diese dann gemeinsam mit dem Roten Kreuz an Hunderte geflüchtete Menschen im Camp ausgegeben.

EU-Verantwortliche, darunter auch die steirische EU-Abgeordnete Bettina Vollath, bestanden auf unverzügliche Schließung des Elendscamps. Nun gaben die Behörden dem internationalen Druck nach, schlossen das Lager und beauftragten die Räumung und Auflösung des Camps.

Evakuierung im Dezember
Am 10. Dezember evakuierten die ersten Autobusse rund 600 Menschen in ein Lager bei Sarajevo, Freunde von Steffi Machart halfen den noch vor Ort befindlichen Familien, die in den Wäldern rund um Bihac Zuflucht gesucht hatten.

Abschließend fasst Steffi Machart zusammen: „Ich verstehe ja bis zu einem gewissen Grad, dass sich Menschen mit dem Thema nicht auseinandersetzen wollen. Aber wo mir jedes Verständnis fehlt, ist, dass man Menschen leiden lässt, und zusieht wie Menschenrechte auf das gröbste verletzt werden.“

18. Dezember 2019

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